Ralf Hunsicker, der Sänger mit dem Schalk im Nacken 
(von Sebastian Dingler, Saarbrücker
Zeitung, 08.05.2020)

Die Homburger kennen Ralf Hunsicker entweder als den Reifenhändler, der in der Kanalstraße ansässig ist, oder als Sänger. So tritt er zum einen im Duo mit der Pianistin Susanne Albrecht auf, zum anderen aber vor allem als Frontmann von „Robert, Du und ich“.
Diese Band, die stilistisch schwer einzuordnen ist, existiert schon seit 17 Jahren. Fragt man sich noch weiter zurück in die Biographie des Sängers, kommt man zu dem Siebenjährigen, der Gitarrenunterricht bekommt und Volkslieder singt, die ihm sein Vater vorspielt. Der Vater war in jungen Jahren selbst Jazzgitarrist und ebenfalls Reifenhändler – Ralf kann schon mit zwölf Jahren Reifen montieren. In der Jugend versuchte sich Hunsicker junior als Liedermacher, der von Cat Stevens und Bob Dylan beeinflusst war und sogar eine LP herausbrachte. „Das war mit einer Leidenschaft, mit einer Verve gemacht, aber heute wirkt das unfreiwillig komisch“, sagt der 55-jährige in der Rückschau.

Angefangen hat die Karriere als reiner Sänger mit der Anfrage eines Freundes, ob Hunsicker nicht sein Duo erweitern wolle – das hieße Fracksause und spiele alte Schlager. „Das war so ziemlich das einzige, was ich für mich nie auf dem Schirm hatte. Max Raabe konnte ich nicht ausstehen, und aus den Liedern hab ich mir nichts gemacht.“ Doch siehe da, auf der Probe hat es dann gepasst. Fracksause gab es bis 2008, aus dieser Band gingen Robert, Du und ich hervor. Gut fand Hunsicker am Singen in einer Band, dass er die Gitarre weglegen konnte, um sich ganz dem Gesang zu widmen. Er ist nämlich nicht ganz frei von Lampenfieber. „Da ist es wunderbar, wenn man sich bei den ersten Liedern nur auf die Stimme konzentrieren kann.“

Manchmal starten Robert, Du und ich auch erstmal mit einem Gedicht von Hans-Dieter Hüsch, das Hunsicker frei vorträgt. „Da ist das Publikum erst mal irritiert. Aber nach so einem Showstopper gleich zu Beginn ist dann jeder schön locker und gelöst.“ Überhaupt überrascht die Band zu Auftrittsbeginn gerne mal mit etwas Unerwartetem. Davon kann auch Norbert Zimmer vom Homburger Kulturamt ein Lied singen, der das Quintett einst für den Nikolausmarkt buchte – unter der Bedingung, bloß keine Weihnachtslieder zu spielen. Und was machten Robert, Du und ich? Intonierten erstmal „Last Christmas“, was ja genau genommen gar kein Weihnachtslied ist. Dennoch habe Hunsicker Angst gehabt, „dass der Norbert mir gleich vor der Bühne zusammenbricht.“ Der Song entpuppte sich dann als die deutsche Version der Band Erdmöbel mit dem Text „Weihnachten – ist mir doch egal“.

Der Schalk sitzt Hunsicker offensichtlich gern mal im Nacken. Somit ist auch das ganze Repertoire der Band, von ihr selbst mit „Schangsongs, Teddybears und kleine Affären“ untertitelt, mit Augenzwinkern zu verstehen. Etwa zur Hälfte stammen die ungefähr 80 Stücke aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren, der Rest ist einfach deutschsprachiges Chanson aus allen Jahrzehnten. „Teddybears“, das steht für Rock ’n’ Roll-Nummern, meist von Ted Herold oder Peter Kraus. „Die sind recht lächerlich und anspruchslos, gehen aber ab wie Lotte.“ Wichtig ist Hunsicker, dass die Songs nicht einfach eins zu eins nachgespielt werden. So habe Schlagzeuger Jürgen Wagner zum Beispiel einen Latin-Rhythmus gespielt zur Ballade „Ich hab Dich bloß geliebt“ von Stephan Sulke, die im Original ganz ohne Schlagzeug auskommt. „Das haben wir probiert und es hat funktioniert. Unsere Version lief dann bei SR3 rauf und runter.“

Die Konzerte fehlen Hunsicker, dem leidenschaftlichen Frontmann, derzeit sehr: „Die Bühne ist für mich wie ein Schutzraum. Am Anfang habe ich starkes Lampenfieber, aber wenn dann die Energie vom Publikum zurückkommt, dann ist es wie Schweben.“ Wie es zu dem ungewöhnlichen Bandnamen Robert, Du und ich kam, hat der Sänger schon häufig erzählt. „Es gab mal eine Anfrage an Fracksause, am Neujahrstag nachmittags um zwei einen Geburtstags-Gig zu spielen. Im Prinzip eine schöne Sache, aber eigentlich liegen die Herren Künstler um diese Zeit noch im Bett. Unser Schlagzeuger hat dann gesagt: Robert, Du und ich, wir machen das.“ Robert, das ist Pianist Robert Bour aus Saarbrücken, der einzige Berufsmusiker der Band. Außerdem spielen noch mit: der schon erwähnte Jürgen Wagner am Schlagzeug, Martin Rink am Saxofon und als neustes Mitglied Klaus Blinde am Kontrabass.

Geprobt wird bei Hunsicker, der am Rande von Sanddorf wohnt, im Wohnzimmer oder bei schönem Wetter im Garten. Seine Frau spielt sozusagen ohne Instrument mit. „Ohne meine liebe Frau Frauke wäre das alles, das Künstlerleben und die Reifenfirma, nicht möglich. Sie ist die liebende und treibende Kraft im Hintergrund, ohne die nichts wirklich Sinn machte“, meint der Sänger.

 

 

Und plötzlich waren Sie zu fünft 
(von Thorsten Wolf, Saarbrücker
Zeitung, 09.09.2019)
Beim Jazzfrühschoppen führt die Band "Robert, Du und ich" einen neuen Musiker ein. Das Quintett bietet einen tollen Mix aus Chansons, Schlagern und Rock 'n' Roll. 

Nicht zum ersten Mal mit einem Ausflug jenseits der Gefilde des klassischen Jazz wartete am Samstag der Homburger Jazzfrühschoppen auf. Mit Robert, Du und ich gehörte die Bühne am Historischen Marktplatz einer Formation, die zwar eindeutig auch jazzige Farben kennt, aber eher in anderen Genres zu hause ist: dazu zählen 2moderne" Kompositionen aus der Feder von Max Raabe, Lieder von Hanns Dieter Hüsch und bekannt Schlager bis hin zu skurrilen Erinnerungsstücken aus den 1930-ern. Aus diesen Quellen schöpfend erschaffen Robert, Du und ich teils völlig Neues, im wahrsten Sinne des Wortes bislang Ungehörtes.

Trifft man auf die Band, dann liegt einem natürlich vor allem eine Frage auf den Lippen: Woher der ungewöhnliche Bandname? Die Antwort darauf hatte am Samstag ein gut aufgelegter Ralf Hunsicker."Das hat sich vor 14 Jahren ergeben. Da sollten wir mit unserer alten Band "Fracksause" spielen - es wollte aber keiner, denn: Am ersten Januar, mittags um Zwei, liegt ein ein gescheiter Künstler noch im Koma. Jürgen, der Schlagzeuger, hatte dann gesagt, komm wir machen das, Robert, du und ich. 

(...) Die Band hatte noch eine Überraschung im Gepäck, denn mit Klaus Blinde wird aus dem Quartett nun ein Quintett, ab dem dritten Set des Jazzfrühschoppen-Auftritts sorgte er am Kontrabass für zusätzliche Tiefe im Klangbild.

(...) Bei den ersten beiden Sets des Samstags blieb aber in Sachen Besetzung erstmal alles beim Alten, als Quartett wie in den zurückliegenden Jahren präsentierten Robert, Du und ich" genau das, was sie in der Region bekannt gemacht hat: Handwerklich bestens arrangierte Klassiker, mit viel Witz und Gefühl vorgetragen - eben immer so, wie es Komposition, Arrangement und Text erforderten. Den Auftakt allerdings machte eine eigene Schöpfung von Hunsicker und Bour, eine kleine, feine und wunderschön eingängige Liebesballade. Da möchte man traurig sein, als Hunsicker mit einem Augenzwinkern ankündigte, dass man als Zuhörer keine Angst haben müsse, dies sei die einzige Eigenkomposition im Programm.

Wieder im gewohnten Fahrwasser dann das zweite Lied, "Kennst du diese plötzlichen Sekunden" von Hanns Dieter Hüsch. Mit einer hörenswerten Melange aus ganz unterschiedlichen Liedern verschiedenster Genres und Epochen sorgten "Robert, Du und ich" in der Folge für einen stimmigen Kontrast zum miesen Wetter. Dem trotzten doch einige Zuhörer - auch das ein Hinweis auf die Güte der Band um Ralf Hunsicker. Dass da auch jede Menge Witz mitspielte, dass ist bei den nun fünf Musikern Programm, so als sie den Klassiker "Sag mir Quando, sag mir wann" mal ganz charmant mit dem Intro von "Sympathy for the Devil" anspielten. 

 

 

 

 

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